Review: Super Eurobeat 2024
Es ist wieder diese Zeit im Jahr, die Tage werden nasskalt, der Herbst hielt nach einem relativ langen Sommer Einzug und wir freuen uns auf das Besinnliche im Leben: neuer Eurobeat! avex schneidet das „The Best of“-Präfix ab und macht einmal mehr deutlich, dass wir uns vom Wunschtraum verabschieden können, mehr als ein neues SEB-Album pro Jahr zu bekommen.
Kurzinfos
Release: 06.11.2024
Shops: CDJapan, ototoy Disc 1, ototoy Disc 2, einzelne Songs sind als Single verfügbar, diese sind im Beitrag verlinkt
CD 1: New Releases, 15 neue Songs
CD 2: „MF Ghost“-Megamix, 22 Lieder aus der ersten Staffel
Disc 1 „New Releases“
GReurosound
Dieses Jahr starten wir mit Betty Lou – „Ciao Ciao Ciao“. Nachdem mich Betty Lou die letzten Jahre kaum überzeugte, macht dieser Song endlich Spaß! Ein gelungener Start der CD, der noch viel versprechen konnte!
Delta Music
DMI auf Startplatz 2, jetzt kommt Lukes „Speed Devil“ – ein durchweg solider Racing-Song, der Refrain bleibt nochmal mehr im Kopf als „Ciao Ciao Ciao“, wenn ihr mich fragt. Dagegen kann Cherry mit „Love Is a Killer“ nicht so sehr mithalten. Der langsame Sound ist nicht zwangsläufig schlecht, konnte mich diesmal jedoch nicht abholen.
Hi-NRG Attack
Okay, weiter geht es mit unser aller Idol: Franz Tornado! „Pistol Hero“ setzt am HRG-Sound der späten 2010er Jahre an und passt damit in eine Riege mit „Hey Chicken“ oder „Kool Kitten“. „Pistol Hero“ klingt dabei leider weitgehend wie eine Fortsetzung früherer Songs, ohne neue Akzente zu setzen. Das macht das Lied leider eher uninteressant. Und wenn wir schon bei uninteressanten Wiederholungen sind, macht es Jeff Driller mit „King of the Disco“ kaum besser. Hier singt Jeff Driller in Manier der SEF-Ära, wie großartig DJ Boss ist, so was hatten wir alles schon mal. Beide Lieder sind für sich genommen eigentlich ganz gut, aber mir fehlt die Kreativität. HRG steht nämlich sonst für verrückte, seltsame und witzige Lyrics, und die hätte ich gerne wieder.
SCP Music
Weiter geht’s mit aggressiven Eurobeat-Sound von SCP: Hotblade mit „What’s in Your Dream“ knüpft an früheren Hits an, ohne sich recyclet anzufühlen. Die Gitarre im Hintergrund macht den Song so enjoyable.
Dusty mit „Turn on the Power“ haut direkt im Intro rein. Er ist bekannt für seinen „Dark Eurobeat“, wenn man es so nennen kann. Hier sind es für mich weniger die Vocals, die im Kopf bleiben, mehr sind es die Riffs direkt nach dem Refrain. Es hat starke Vibes von Nick Mansell. Der Song hat Potenzial mein Favorit zu werden!
„Breakin‘ up My Chains“ von Ace rundet das Album recht solide ab. Codenotti gehört zu meinen Lieblingssängern aus der Szene, aber hier fehlt es wieder an etwas. Die Vocals erinnern mich zu sehr an vergangene SCP-Songs, hier fehlte mir erneut der frische Wind.
Dave Rodgers Music
Es ist wahrscheinlich kein Geheimnis mehr, dass ich kein Fan von DRM bin. Dominos „Gimme Your Love Again“ erinnert mich stark an die ersten Gehversuche von Sun Fire um 2009/2010 herum. Musikalisch ein Genuss, aber es sind die Vocals, die mich stören. Domino sang früher große Hits, die im Kopf blieben. Dieser Song tut es nicht… Kommen wir nun zu Dave Rodgers‘ und Dominos Sohns Elterns Sohn: Kaioh! Mit einer klitzekleinen Prise Dubstep würzte er „New Evolution„, ansonsten haben wir wieder einen Standard-DRM-Song, es haut mich einfach nicht vom Hocker.
SinclaireStyle
Kommen wir nun zu dem Song, an den ich die höchsten Erwartungen dieses Jahr habe: „Fire Trails“ war letztes Jahr ein Banger, der sich Stand November 2024 auch immer noch weit oben in den Eurobeat-Charts (immer am ersten Mittwoch im Monat bei Starlight, wenn Kira die Charts nicht wieder vergisst!) hält! Mein großes Problem mit dem Lied war das „Brickwalling“, also das Übersteuern der Musik, sodass sie anfing im Ohr zu knistern. Wird das dieses wieder passieren…? Nein! Bons „Liar and Dire“ hat dieses Problem nicht, aber leidet in meinen Ohren sehr darunter, dass die Vocals zu leise sind! Sie gehen völlig in der Musik unter, dabei haben wir hier einen klassischen Sinclaire-Song mit Power, der echt ins Ohr gehen könnte. Zu schade! Unter demselben Problem leidet „To Beat or Not to Beat“ von Nathalie. Dabei finde ich das Lied musikalisch auch sehr gelungen, es mischt Trance-Sounds mit einem eher langsameren Eurobeat – eine Mischung, die man sonst eher mit Pamsy verbindet. Hier finde ich den Gesang sogar nochmal leiser, es fühlt sich so an, als würde man Nathalie aus einer Menge heraus hören müssen.
Hybrid Mix
HM präsentiert dieses Jahr wieder Nick Festari als Solo-Act: mit „Power Car“ bekommen wir einen weiteren Racing-Song. Die Motorengeräusche sind nette Akzente, aber sonst catcht mich dieser Song nicht, mir fehlt die einprägsame Melodie hierin. Das finale Riff am Ende haut schon rein, aber das war’s für mich.
SAIFAM
Ken Martins „Chilly Desire“ ist auch wieder ein eher ruhigerer Song, diesmal mit dem gewohnten Boom Boom, was man von SAIFAM kennt – was übrigens zum ersten Mal auch als SAIFAM auf dem Backcover auftaucht, zuvor war es sonst als Asia Records oder Boom Boom Beat gelistet. Das nur als Funfact am Rande. Dieses Higher Fire Dance Desire dürfte allen gefallen, die auf den Sound von Mauro Farina und Fabio Serra stehen. Ich finde, er geht gut ins Ohr und bleibt auch da, definitiv einer der besseren Songs!
Dima Music
Ich würde mir wünschen, mehr von David Dima zu hören, egal ob unabhängig releast oder mit mehr Tracks auf der SEB. So oder so, Dream Fighters mit „Come Together (We’re 2 Lovers)“ wurde direkt mein Favorit des Albums. Von allen Liedern dieser Disc ist das der Refrain, der mir am meisten im Kopf blieb. Musikalisch ist es ein klasse Dima-Song mit emotionalen Vocals und starker Gitarre!
Fazit
Für mich war dieses Album ein Auf und Ab, aber doch mehr Ab als Auf. Das ist immer schade, wenn man bedenkt, dass wir nun zum sechsten Mal schon nur noch eine SEB pro Jahr bekommen. Auch früher gab es stärkere und schwächere CDs, aber da musste man nie länger als zwei Monate zur nächsten Ausgabe warten. Meine Empfehlung für den digitalen Download habt ihr trotzdem, denn das Album ist durchschnittlich gut, aber nicht schlecht. Ja, das ist meine Begründung. Die CD dagegen zu importieren, lohnt sich ausschließlich für Die-Hard-Fans. Das dünne Booklet gibt nicht viel her und das CDJapan-exklusive Extra ist eine Geschichte für sich, siehe den letzten Absatz dieses Reviews.
Top 3
- Dream Fighters – Come Together (We’re 2 Lovers)
- Dusty – Turn on the Power
- Luke – Speed Devil
Flop 3
- Domino – Gimme Your Love Again
- Bon – Liar and Dire
- Kaioh – New Evolution
Disc 2 „MF Ghost 1st Season Eurobeat Non-Stop Mix“
Ich hatte mich schon letztes Jahr gefragt, warum avex darauf verzichtete, „JUNGLE FIRE“ auf der SEB zu platzieren – mit dem ersten Lied des Megamixes kamen sie dem nun nach. Die Tracklist besteht aus allen Eurobeat-Songs, die in der ersten Staffel des Nachfolgers von „Initial D“ vorkamen. Hier gibt es moderne Klassiker, insgesamt ein guter Mix.
avex’d
Mittlerweile ist ein Vorbesteller-Bonus Gang und gäbe, je nach Shop ist er sogar ein anderer. Ich habe meine CD bei CDJapan bestellt und möchte hier einmal lobend erwähnen, dass das Album bereits am japanischen Release-Tag bei mir ankam! Aber der Grund für die Bestellung in dem Shop war das Extra: ein Code, mit dem ich ein exklusives Video herunterladen darf, welches aktuelle Interviews mit ProduzentInnen aus der Eurobeat-Szene enthält. Na ja, leider lag gar kein Code bei! Ich dachte erst, ich hätte das Zettelchen versehentlich weggeworfen, doch ein Blick ins Booklet mit Übersetzer-App half mir weiter. Ein QR-Code wurde abgedruckt, der mehr Infos zu dem Video enthalten soll, er führt zu einem JPEG in einer Dropbox, das ist einfach großartig.
„Das Bonus-Video wird zu einem späteren Zeitpunkt erscheinen. Wir entschuldigen uns für die Verzögerung, bitte wartet auf die offizielle Ankündigung.“
Damit haben die Leute, die die Version mit dem Mega Jacket bestellt haben, faktisch mehr fürs gleiche Geld bekommen, denn das Video wird dann für alle verfügbar sein, anders kann ich es mir nicht vorstellen. Nicht, dass ich mich beschweren möchte, ich finde es sogar gut, wenn das Video frei verfügbar wird, ich wurde nur, wie man so schön sagt, geavex’d.
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