Review: The Best of Super Eurobeat 2023

Ende November war es wieder so weit: Die jährliche Ausgabe der “Super Eurobeat” erblickte das Licht der Welt. In der „Best of Super Eurobeat“ erwarten uns 14 neue Songs sowie ein Megamix – oder wir erwarten sie! avex bleibt dem Retro-Charme beim CD-Design treu und gestaltete das Cover-Artwork nun im klassischen Look der 90er SEB-Releases: ein zweifarbiges Foto mit markanter roter Schrift. Die vertikale “2023” ist der Abkürzung “Vol.” nachempfunden. Es sind diese kleinen Details, die das Fanherz höher schlagen lassen.

Best of Super Eurobeat

Kurzinfos:

Release: 22. November 2023
Shops: CDJapan (CD, Import), ototoy (digital)

  • CD 1: 14 neue Songs
  • CD 2: 28 Songs als Megamix mit dem Thema “‘Label Anthem’ – Producer Selects”

Disc 1: “New Releases”

Auch in diesem Jahr ist die Playlist gespickt mit Besonderheiten. Eurobeat-Ikonen wie Dejo und Dave Rodgers fehlen natürlich nicht, mit Goodbye von Soncini X RM. feat. Dhany feiern wir Newcomer und Comeback zugleich! Können die beiden überzeugen?

SCP Music

SCP Music stellt diesmal den ersten Track: Run Run Babe von Go 2. Mit gewohnter Power eines Liedes von Ennio Zanini und Christian Codenotti wird auch die letzte Person aus dem Eurobeat-Sommerschlaf gerissen! Mich erinnert der Song sehr an Lieder von Nick Mansell und ist definitiv ein gelungener Start in das neue Album!

Doch wie sieht es mit dem anderen SCP-Song aus? Kiki & Fancys Superlove besteht aus fröhlicher Hype-Energie! Schon das Chiptune-Intro gibt gute Laune und so zieht es sich durch das gesamte Lied. Gute Arbeit, SCP Music! ♥️

Delta Music

Wonderful Love von Sophie, produziert von Delta Music, geht es wieder etwas ruhiger an. In typischer Delta-Marnier geht auch dieser Track ins Ohr. Doch Leslie Parrishs We Can Win verdient in meinen Augen nochmal mehr Aufmerksamkeit: Delta hat Anfang des Jahres mit Russian Roulette gezeigt, dass Eurobeat auch mit politischen Texten funktioniert: Der Test richtet sich gegen Rassismus, nur zusammen können wir gewinnen! Hier ein Ausschnitt der Lyrics:

Be what you want
Forget what you have been
Stop to play the same old story
Yet a star to be seen
Let the dream to be dreamed
And our color doesn’t matter

Eurobeat besteht eben nicht nur aus der Happy-go-lucky-Stimmung aus Fire, Higher, Desire, Dance & Night! Bitte gerne mehr davon!

SinclaireStyle

Mit kräftigen E-Gitarrensounds geht es weiter in Dejos Fire Trails. SinclaireStyle zeigt erneut seine Stärke: kräftiger Sound mit Melodien, die im Ohr bleiben! Noch als die Tracklist veröffentlicht wurde, kam in mir noch keine Freude auf dieses Lied auf. Doch dann zeigte Hi-BPM Studio einen Release-Party-Livestream mit Grußbotschaften. Bratt Sinclaire spielte auf seiner Gitarre das Solo aus dem Song und ich war hin und weg. Der Song enttäuscht auch nicht in seiner vollen Version und ich denke, wir haben hier meinen Favoriten gefunden.
Robertas Fast Lane kann da für mich leider nicht mithalten. Es ist ein solider Sinclaire-Song mit schönem Intro, leider aber nicht mehr und nicht weniger.

Dave Rodgers Music

Ich warne vor, ich bin based. Dave Rodgers Music ist für mich derzeit das Label, das für mich den unkreativsten musikalischen Output liefert. Ich kann hier objektiv falsch liegen, rein subjektiv habe ich bei Dave Rodgers das Gefühl, dass er auf der Stelle tritt. Sein Sound holt mich nicht mehr so ab wie früher auf den SEBs der frühen 2010er. Gucci Gucci von Domino reiht sich da ebenso mit ein und kriegt von mir maximal ein “okay”. Ein nettes Detail ist das Sample aus Sonic the Hedgehog, das beim Einsammeln von Ringen abgespielt wird. In diesem Lied kommt das Sample immer wieder im Hintergrund vor. Solche Easter Eggs machen für mich das Lied noch halbwegs enjoyable.

DRMs zweiter Song Love Is Fire von Nuage feat. Dave Rodgers kommt schon viel eher an den Stil heran, den ich so mochte: Musikalisch gefällt er mir richtig gut. Hier ist der Refrain das Problem für mich: Er bleibt mir so gar nicht im Kopf… Dieser Song mit einer frischen Stimme und Änderungen am Refrain könnten dieses Lied weit nach oben hieven.

Hybrid Mix

Hybrid Mix bringt zwei Songs von Nick Festari mit. Der erste Song ist Nippon Power! feat. DJ Boss. Festaris Lieder machen einfach Spaß beim Hören und so ist es auch hier: Mit einem Shamisen im Intro kommt das traditionelle Japan mit schnellen Elektro-Beats in unsere Lautsprecher. Der zweite Song ist Streets on Fire feat. MandieNRG. Der HRG-Einfluss Festaris ist hier nochmal mehr zu hören, wie ich finde, und musikalisch ein guter Song. Der Gesang bleibt mir hier leider noch nicht im Ohr, aber ich höre Mandie immer wieder gern. Dieser Song hat das Potenzial, nach dem Review noch nach oben zu klettern.

GReurosound

Nun folgen die Labels mit nur jeweils einem Song auf der CD, und wir starten mit GReurosound und Run Run von Betty Lou. Dieser Song ist schon mal viel energetischer als letztes Jahr. Auch wenn mir das Lied die ersten drei Wiedergeben noch nicht endgültig ins Ohr ging, rechne ich hier mit dem größten Potenzial, es doch noch in meine Handy-Playlist zu schaffen. Mangels Speicher kommen da nämlich nur die Lieder rein, die mir wirklich gefallen.

Hi-NRG Attack

Hi-NRG Attack sollte meiner Meinung nach nicht nur einen Platz bekommen, das wird dem Qualitätsblödsinn nicht gerecht. Choopa Choopa Bubblegum von Jeff Driller ist wieder genau das, was ich an HRG so liebe: Sinnlose Songtexte, die einfach nur Spaß machen! Gepaart mit dem Sound, der an Kool Kitten erinnert, kann dieser Track nur gewinnen. Ich würde mir wünschen, HRG würde außerhalb der SEB noch Musik produzieren und weiter veröffentlichen. Zwar taten sie das dieses Jahr, es war aber auch nur ein weiterer Song, der vielleicht für diese CD vorgesehen war.

Dima Music

David Dima ist meiner Ansicht nach ein Künstler, der ebenfalls mehr CD-Platz verdient hätte. Kann sein neuestes Werk Sorry überzeugen? Der Song startet mit einer ruhigen Stimmung, eine Orgel beginnt den Song, wir werden langsam auf das, was kommt, vorbereitet. Und nach einer Minute: Bang! Dima Music, wie ich es kenne und liebe! Ich habe das Gefühl, man muss den Sound mögen. Bei vielen habe ich schon gelesen, dass Sorry für sie einer der schwächeren Songs auf der CD waren, aber nicht für mich. Mein Liebling wird es nicht und David Dima hatte schon bessere Songs gemacht, dennoch haben wir hier High-Quality-Eurobeat, wenn ihr mich fragt. Auch von David Dima würde ich mir gerne mehr Releases zwischen den Eurobeat-Alben wünschen.

Asia Records

Nun zum großen Finale, auch wenn es auf der CD eher der Mittelpart ist: Können uns Soncini X R.M. feat. Dhany mit Goodbye überzeugen? Ein Blick ins Booklet lohnt sich, dieses Lied wurde von Alfredo „Larry“ Pignagnoli produziert. Er war verantwortlich für große Eurodance-Hits in den 90ern. Es ist außerdem schön, Dhany nach 15 Jahren wieder auf einer Super Eurobeat zu hören! Ihre Stimme ist unverkennbar einzigartig und all ihre Lieder purer Genuss in meinen Ohren. Die Eurobeat-Schmiede Asia Records enttäuscht einfach nie: der drum-lastige Song gepaart mit Dhanys wundervollen Vocals macht dieses Lied für mich zu einem von zwei klaren Gewinnern dieses Albums. Ich hoffe, wir dürfen künftig wieder mehr von ihr hören!

Top 3:

Dejo – Fire Trails
Soncini X R.M. feat. Dhany – Goodbye
Kiki & Fancy – Superlove

Flop 3:
Domino – Gucci Gucci
Nuage feat. Dave Rodgers – Love Is Fire
Roberta – Fast Lane

Disc 2: “‘Label Anthem’ – Producer Selects”

Na wenn das nicht mal eine Songauswahl ist? Diesmal durften die einzelnen Labels selber ihre Lieder aussuchen, die auf dem Mix erscheinen. Dadurch haben wir einige Underdogs und Geheimtipps auf dem Megamix und kommen weg von der ewigen “Night of Fire”-Wiederholung. Neben Klassikern (Spitfire, Boom Boom Fire) und Remakes (Deja Vu 2018, Space Boy 2018) haben wir viel frischen Wind dabei: Doki Doki Beat aus dem letzten Jahr, A Dance Song aus 2021, und meiner Meinung nach versteckte Juwelen: Higher Higher More and More, Tsundere Night oder Hey Chicken. Der Mix war es wirklich wert!